Als gelernte Polygrafin/Typografische Gestalterin und verheiratete Frau startete ich im Sommer 2014 meine Reise durch Alaska und Südamerika. Ohne nur ansatzweise zu ahnen, was ich alles erleben würde. Die Monate in Buenos Aires veränderten mein Leben komplett. Ich tauchte in das Leben der Argentinier ein, als wäre ich selbst eine. Wie sie das Leben genossen, jeden einzelnen Tag mit einer Leidenschaft lebten, als ob es der Letzte wäre. Zugegeben, meine schweizer Pünktlichkeit wurde arg auf die Probe gestellt. Dass eine Stunde auch mal 90 Minuten hat oder mehr, ein Abendessen auch mal nach 22.00 Uhr eingenommen wird, an all das musste ich mich erst gewöhnen. Aber es dauerte nicht lange und ich war mitten drin. Ich genoss mein neu gewonnenes Leben und meine Freiheit. Ich lernte wieder «zu sein» und mit soviel Zeit startete natürlich auch meine eigene Weiterentwicklung. Wohin soll es für mich gehen, was will ich im Leben, was sind meine Ziele? War mein Mann immer noch der Richtige, wie geht es weiter mit meinem Job, mit dem Kinderwunsch?
Auf vieles fand ich Antworten, die Argentinier heilten den Schmerz kinderfrei zu sein, weil die Kinder dort einfach dabei sind. Es gehen keine Freundschaften auseinander, weil ein Paar ein Kind hat und das andere nicht. Im Zug wird mit ihnen gesungen, im Restaurant ist es halt etwas lauter. Es wird gelebt. Einfach grossartig.
Zurück in der Schweiz, als einfache Agentur-Angestellte fragte ich mich schnell: das kann es doch nicht gewesen sein? Nein, kann es nicht. Ich trennte mich von meinem Mann, weil wir einfach nicht bestimmt waren füreinander. Wir liessen uns frei, um glücklich zu werden. (Heute sind wir beide glücklich verliebt und Eltern.) Im Büro merkte ich rasch, dass meine Motivation vor der Türe sitzen blieb. Bis zum Feierabend, dann schlüpfte sie wieder in mich hinein.
In den folgenden zwei Jahren lernte ich Hinzuschauen, Inne zu Halten, Loszulassen und den damit verbundenen Schmerz auch auszuhalten, um dann in meine Kraft zu kommen, um ein neues Kapitel meines Lebens anzufangen.
2017 folgte ein aussergewöhnliches Jahr. Ich lernte meinen Seelenpartner kennen, ich wurde mit unserer Tochter schwanger, meine Stute Lady trat in mein Leben und ich absolvierte die Ausbildung zum pferdegestützten Coach. Alles wunderbar, dachte ich.
So einfach geht das nicht, sagte das Leben. Es folgten weitere Herausforderungen, erneut hiess es hinschauen, verarbeiten um dann loszulassen und dann noch mehr in meine Kraft zu kommen. Lohnt es sich? Ja, aus tiefstem Herzen kann ich sagen, auch wenn es schmerzt und nicht einfach ist, es lohnt sich.